Mieter und Eigentümer verständigen sich auf langfristige Perspektive für Hofgemeinschaft

Im Bezirksamt Altona trafen auf Einladung der Bezirksamtsleitung gestern erstmals Mieter
und Eigentümer des Wohn- und Gewerbehofs in der Bernstorffstraße 117 zum Runden Tisch zusammen. Gelöst werden soll der Konflikt um die Zukunft der Hofgemeinschaft, die aus 17 Einzelmietern und mehr als 100 Nutzern besteht. 

Ausdrücklich bekannten sich die privaten Eigentümer zunächst dazu, niemanden vertreiben
und die gewachsene Gemeinschaft langfristig erhalten zu wollen. Keinem Mieter drohe Kündigung. Die Hofgemeinschaft begrüßt dies und freut sich darüber im Status „im Gespräch“ zu sein. 
Der Vorbesitzer hatte den Hof 2017 trotz Kaufinteresses der Mieter am freien Immobilienmarkt verkauft. 

Uneinigkeit besteht zunächst weiter in den grundsätzlichen Positionen: 

Die Hofgemeinschaft möchte die Bernstorffstraße 117 in ihrer Eigenständigkeit so erhalten,
wie sie aus ihrer Sicht faktisch seit 35 Jahren besteht. Sie möchte den Hof deshalb kaufen und
in eine genossenschaftliche Form bringen. Ziel der Hofgemeinschaft ist es, dieses Stück Altona
dem Immobilienmarkt für immer zu entziehen.

Die Eigentümer möchten eigentlich nicht verkaufen – schließen dies jedoch auch nicht kategorisch aus. Sie favorisieren einen langfristigen Mietvertrag, der die Gemeinschaft als einen Mieter akzeptiert, z.B. in Form einer Genossenschaft.

Die Mieten sollen nach Wunsch der Eigentümer steigen. Jedoch so sozial verträglich, dass niemand den Hof verlassen müsse. Im Gegenzug sollen Reparaturarbeiten an den Gebäuden auch weiterhin auf Kosten der Eigentümer erfolgen. Die Vermietung an die Gemeinschaft soll zu einer angemessenen Gesamtmiete erfolgen, die sich am Zustand der Häuser und dem Mietenspiegel orientiert. Eventuell verbunden mit einem späteren Vorkaufsrecht für die Mieter.

Darüber hinaus wurde ein möglicher Kompromiss debattiert, nach dem die Hofgemeinschaft in ihren genutzten Flächen langfristig bleiben kann und im Gegenzug die Eigentümer auf einer derzeit als Parkplatz genutzten Fläche nachbarschaftsverträglich Wohnbebauung realisiere und möglicherweise die Gewerbeflächen im Bereich der Hofeinfahrt erweitern können.  

Die Teilnehmer verständigten sich in dem etwa einstündigen konstruktiven Gespräch auf die konkrete Prüfung der diskutierten Möglichkeiten, der Hofgemeinschaft eine langfristige Perspektive zu sichern.

Die Varianten langfristige Vermietung und Verkauf sollen in den nächsten Wochen konkretisiert, intern und miteinander diskutiert sowie planungsrechtlich vorgeprüft werden. Aufgrund des Beschlusses zur Aufstellung einer städtebaulichen Erhaltungsverordnung können bauliche Erweiterungen nur in ausdrücklichem Einverständnis aller Beteiligten und mit politischer Zustimmung der Bezirksversammlung per Sondergenehmigung erfolgen. 

Teilnehmer des Runden Tischs waren außer Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer und den beiden Eigentümern Christoph Reschke und Alexander Möll u.a. Altonas Baudezernent Johannes Gerdelmann, der Sprecher der Hofgemeinschaft Ralf Gauger und der langjährige Mieter Matthias Strelow, außerdem der frühere Rechtsanwalt und Kulturmäzen Dr. Hans-Jochen Waitz sowie Kommunikationsberater Matthias Onken, den die Eigentümer als Vermittler engagiert haben. 

Dr. Waitz sagte zu, die Hofgemeinschaft unterstützen zu wollen.