Eigentum verpflichtet – auch zum Dialog

Der Poker zwischen Käufern und Anwohnern des Hofs der Bernstorffstraße 117 geht in die nächste Runde: Die Bewohner haben in Rekordzeit einen Kraftakt bewältigt und ein von Banken abgesichertes 7-Millionen-Angebot gemacht. Das Geld liegt nun auf dem Tisch, aber die Gegenseite lässt sich nicht in die Karten schauen und weist das Angebot zurück.

Was ist das Ziel der Investoren? Wollen sie mit einer schrittweisen Anhebung der Mieten die langjährigen Bewohner mürbe machen, um ein noch profitableres Spekulationsobjekt zu bauen? Die Mieter stellen Fragen und sie fordern Transparenz und Dialog.

Einigung um Bernstorffstraßen-Hinterhof vorerst gescheitert

Unser Versuch, den Konflikt im Hinterhof der Bernstorffstraße 117 mit einem Kaufangebot von 7 Millionen EUR zu beenden, wurde von den Berliner Eigentümern Christoph Reschke und Alexander Möll zurückgewiesen. Rund eine Million Euro Reingewinn seit dem Kauf – zuzüglich der inzwischen geflossenen Miete von einigen Hunderttausend Euro – das scheint den Investoren zu wenig.

Heute stehen wir deshalb wieder am Anfang des Konflikts. Innerhalb von 15 Monaten gab es weder eine Antwort auf die Frage, welche Ziele die Investoren mit unserem Hinterhof verfolgen, noch was sie bezahlt haben.

Aus den bisherigen Aussagen und Aktivitäten der Eigentümer lässt sich aber eine Strategie ablesen: Es geht zunächst um kräftige Mieterhöhungen mit jährlichen Steigerungen – mit dem langfristigen Ziel, auf den Hinterhofparkplätzen und im Eingang der Bernstorffstraße hochpreisige Eigentumswohnungen zu realisieren. Eine Form der Bebauung, die weder die Hinterhofgemeinschaft, noch die angrenzenden Anwohner wollen, und die sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil orientiert.

Die Situation unseres Hinterhofes und der angrenzenden Häuser ist diese: Wir sind seit über 35 Jahren eine bestens funktionierende Gemeinschaft, die in ihrer Selbstständigkeit zu einem inspirierenden Ort der Kreativität und des sozialen Miteinanders wuchs. Wir sind 110 Menschen und unser Bleiben wird von fast allen Anrainern, vom Bezirksamt, von der Lokalpolitik, von der Handwerkskammer, von unzähligen Gruppen und Institutionen im Viertel und den angrenzenden Stadtteilen unterstützt. Wir erfahren mittlerweile die Solidarität von Tausenden. 

Zusammen mit Hunderten von Unterstützern und Kreditgebern gelang es uns, eine Millionensumme zu sammeln, die den Konflikt friedlich schlichten sollte. Wir haben den Eigentümern über ihren mutmaßlichen Kaufpreis hinaus ca. eine Million Euro Gewinn angeboten. Wir haben den juristischen Überbau geschaffen, den Hof morgen kaufen zu können und uns einen Vertrag gegeben, der den Hinterhof dem Immobilienspekulationsmarkt für immer entzieht.

Wie so viele Investoren, möchten die Herren Reschke und Möll von außen in bestehende Gemeinschaften eindringen, den Willen von Tausenden Menschen ignorieren und eine persönliche Rendite realisieren. Durch dieses Handeln schaffen Investoren massive Konflikte innerhalb von Städten. Die Waffe, die dabei gewöhnlich zum Einsatz kommt, lautet: „marktübliche Miete“. Sie wird begründet mit der „Attraktivität“ des jeweiligen Stadtteils. Nur: Die Investoren selbst haben für die Attraktivität der Stadtteile keinen Beitrag geleistet. Sie wollen abschöpfen, wofür sie nicht gearbeitet haben. Dabei haben sie meist juristische Vorteile in der Gesetzgebung oder schlicht das notwendige Geld, um Konflikte zu gewinnen.

Wir hingegen argumentieren gesellschaftlich

Es kann nicht sein, dass stets diejenigen, die soziales Miteinander und Kreativität in Stadtvierteln schufen oder finanziell unterlegen sind, irgendwann das Feld räumen müssen. Während Investoren unsere Errungenschaften oder unsere Schutzlosigkeit in Renditen verwandeln, ohne zum Lebensraum Stadt aktiv beigetragen zu haben. Bestehende Gemeinschaften brauchen deshalb einen höheren Schutz.

Wir sind nach wie vor bereit, weitere, sich anbahnende Konflikte mit einem Millionenbetrag zu verhindern. Wir fordern die Investoren zu beiderseitiger Offenheit und einem konstruktiven Dialog auf. Wir haben unsere Zahlen genannt – nennen Sie uns den Betrag, den Sie als Gewinnmarge erwarten!

Alternativ fordern wir die Investoren auf: lassen wir die betroffenen Stadtteile über Ihr und unser Konzept abstimmen!